Menschen sind weder frei, gut oder böse

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Ein großes Problem in der Zusammenarbeit von Menschen ist unsere – sehr individuelle und unterschiedliche – Moral.

Jeder von uns hat meist sehr vage, dafür aber umso rigidere Vorstellungen davon, was gut und was schlecht ist. Und unser Ego glaubt am liebsten an sich selbst. Wir halten uns für das Zentrum unserer Welt.

Das führt zu Sätzen wie: Wie kann man sich nur so verhalten? Das macht doch keinen Sinn. Das ist doch logisch. Das ist falsch.

Der Newsletter soll kurz und knackig sein. Das geht ein bisschen auf Kosten von Tiefe und Qualität. Die Aufmerksamkeitsökonomie hat auch uns in ihren Fängen.

Deshalb hier vier knackige Thesen, die alle deutlich mehr Worte verdienen:

  • Die allermeisten Menschen sind keine Arsc……
  • Wir haben keinen wirklich freien Willen. All unser Denken und Handeln ist beeinflusst von nicht mehr zählbaren vergangenen Vorgängen und Ereignissen.
  • Unser Gehirn befindet sich evolutionär noch in der Steinzeit. Wir reagieren mit inneren Verdrahtungen, die nicht in die heutige Welt passen.
  • Wir sind so leicht manipulierbar.

Nehmen wir an, diese Thesen stimmen. Dann könnten wir daraus folgende Schlüsse ziehen.

  • Wenn ich etwas ändern will, hilft es nicht, das zu ändernde Element moralisch zu bewerten.
  • Wir gestehen anderen Menschen eine Unschuldsvermutung zu. (siehe erste These).
  • Wir lösen uns ein Stück weit von der Vorstellung, uns vollständig selbstbestimmt und frei durch die (Arbeits-)Welt zu bewegen.
  • Wir lernen besser zu verstehen, wie (leicht) wir manipuliert werden können. Dazu nutzen wir Theorien wie die Neurowissenschaften, die Verhaltensökonomie und die Systemtheorie von Niklas Luhmann.
  • Wir akzeptieren, dass falsch und richtig Begriffe sind, die eher trennen als verbinden.
  • Wir nehmen uns, andere und unsere Arbeit nicht zu ernst.

Beobachtet mal, was euer Ego macht, wenn es hört, dass es nicht so mächtig ist, wie es euch glauben machen will. 😉

People are neither free, good or evil

A big problem when people work together is our – very individual and different – morality.

Each of us usually has very vague, but all the more rigid, ideas about what is good and what is bad. And our ego prefers to believe in itself. We believe that we are the center of our world.

This leads to sentences like: How can you behave like that? It doesn’t make sense. This is so logical. It’s wrong.

The newsletter should be short and sweet. That comes at some expense of depth and quality. The attention economy has us in its clutches, too.

So here are five pithy propositions, all of which deserve a lot more words:

  • The vast majority of people are not arsc……
  • We don’t really have free will. All our thoughts and actions are influenced by past processes and events that can no longer be counted.
  • Evolutionarily speaking, our brains are still in the Stone Age. We react with internal wiring that does not fit into today’s world.
  • We are so easily manipulated.

Let’s assume that these theories are correct. Then we can draw the following conclusions.

  • If I want to change something, it doesn’t help to morally evaluate the element I want to change.
  • We give other people the presumption of innocence. (see first thesis).
  • We move away from the idea that we are completely self-determined and free to move through the (working) world.
  • We learn to better understand how (easily) we can be manipulated. To do this, we use theories such as neuroscience, behavioral economics, and Niklas Luhmann’s systems theory.
  • We accept that wrong and right are concepts that divide rather than unite.
  • We don’t take ourselves, others, or our work too seriously.

Watch what your ego does when it hears that it is not as powerful as it would like you to believe. 😉

Dieser Beitrag ist am 6. Mai 2024 erschienen.