Im Ersten Weltkrieg war den deutschen Generälen irgendwann klar, dass sie den Krieg nicht mehr gewinnen konnten.
Doch wie unzählbaren Toten in der Heimat rechtfertigen, wenn man kapituliert? Also haben sie weiter Hunderttausende von Menschenleben weiter in den Fleischwolf gesteckt. Natürlich war das nicht der einzige Grund. Aber hier geht es ja um Organisationsentwicklung und nicht um Geschichte.
Die Verhaltensökonomen nennen diesen Effekt aka Bias „Sunken Cost Fallacy“. Unternehmen haben zum Beispiel viel Geld und Energie in eine Software investiert. Mit den besten Absichten. Die Realität zeigt aber, dass sie nicht funktioniert.
Was passiert dann oft?
Das tote Pferd wird weiter geritten. Die ganze Investition kann ja nicht umsonst gewesen sein. Sie mit all den Blut, Schweiß und Tränen einfach abschreiben, auf den Scheiterhaufen (Achtung Doppeldeutigkeit) werfen? Auf keinen Fall. Wir werden es schaffen, notfalls mit Gewalt und Gebrüll. Autsch.
Fakt ist: Das Geld ist futsch. Um noch eine Plattitüde nachzuschieben: Es hilft nicht, schlechtem Geld noch mehr Geld hinterher zu werfen.
Kennst du ein Projekt, eine Software, einen Bereich oder eine Kampagne, die seit längerer Zeit einfach nicht läuft? Eure Bäuche sagen schon seit Monaten: „Das bringt nichts mehr.“?
Was tun?
Stellt euch die harten und unbequemen Fragen:
- Wie viel Geld, Zeit und Opportunitätskosten haben wir bisher in die Lösung investiert? Und zwar genau, bitte.
- Was hat die Lösung gebracht? Hat sie das Problem gelöst? Achtung: Nicht beschönigen
- Warum macht es Sinn (abgesehen von der Sunken Cost Fallacy), die Lösung am Leben zu erhalten? Beispiele: Hängt der Ruf oder die Ziele einer Abteilung von der Lösung ab? Oder gibt es andere Abhängigkeiten vom Lösungsanbieter?
- Ist das ursprüngliche Problem noch akut oder hat es sich aufgelöst oder in ein anderes Problem verwandelt?
- Gibt es bereits einen Workaround oder eine andere Lösung, die funktioniert? Natürlich auf der Hinterbühne.
- Wie viel Zeit und Geld würde die aktuelle Lösung in den nächsten 12 Monaten kosten?
- Gibt es noch jemanden, der sich mit Herzblut, Engagement und persönlicher Verantwortung für die aktuelle Lösung einsetzen will?
Beantwortet die Fragen mit so vielen Daten wie möglich. Dann steigt die Chance, persönliche und organisatorische Vorurteile zu überwinden und eine informierte und bewusste Entscheidung zu treffen.
Probiert es aus.
PS: Wenn sich die Organisation schließlich von der Lösung verabschiedet hat, merken oft alle, wie verrückt es war, so lange daran festgehalten zu haben. Es ist wie das Erwachen aus einem bösen Traum.
Just give up
At some point during World War I, the German generals realized that they could no longer win the war.
But how could they justify the countless deaths at home if they surrendered? So they continued to put hundreds of thousands of lives through the meat grinder. That wasn’t the only reason, of course. But this is about organizational development, not history.
Behavioral economists call this effect, also known as bias, the „sunken cost fallacy.“ For example, companies have spent a lot of money and energy on software. With the best of intentions. But the reality is that it doesn’t work.
What often happens?
They keep on beating the dead horse. The whole investment can’t have been for nothing. Just write it off with all the blood, sweat and tears, throw it on the funeral pyre? Absolutely not. We’re going to do it, with violence and screaming if necessary. Ouch.
The fact is, the money is gone. To add another platitude: Throwing more money after bad money doesn’t help.
Do you know of a project, software, area, or campaign that hasn’t been running for a long time? Your guts have been saying for months: „It’s no good anymore“?
What should you do?
Ask yourself the hard, uncomfortable questions:
- How much money, time, and opportunity cost have we invested so far? And be specific.
- What has the solution accomplished? Did it solve the problem? Be careful: Do not sugarcoat
- Why does it make sense (other than the sunk cost fallacy) to keep the solution alive? Examples: Does a department’s reputation or goals depend on the solution? Or are there other dependencies on the solution provider?
- Is the original problem still acute, or has it dissipated or morphed into another problem?
- Is there already a workaround or another solution that works? Behind the scenes, of course.
- How much time and money would the current solution cost over the next 12 months?
- Is there anyone else who is willing to put their heart and soul, commitment and ownership into the current solution?
Answer the questions with as much data as possible. This will increase your chances of overcoming personal and organizational biases and making an informed, conscious decision.
Give it a try.
PS: When the organization finally says goodbye to the solution, everyone often realizes how crazy it was to hold on to it for so long. It’s like waking up from a bad dream.