Freier Wille – Teil 2

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Wie im letzten Newsletter angekündigt, klettern wir jetzt rein in den Kaninchenbau.

Bereit?

Manchmal fragen wir in unseren Workshops die teilnehmenden Führungskräfte, ob sie freiwillig hier sind.

Eine häufige Antwort ist: Ich bin hier. Also bin ich auch freiwillig hier. Sonst wäre ich ja nicht gekommen.

Diese Aussage entlarvt die schier unendliche Selbstreferenziertheit und Überheblichkeit unser aller Egos.

„Wir“ glauben, der Mittelpunkt der Welt oder unserer Organisation zu sein. „Wir“ sitzen in unserem Kopf und denken und entscheiden unabhängig von der Welt da draußen. Selbstbestimmt, frei und natürlich meistens richtig.

Diese Illusion erzeugt viel Schmerz – in uns und bei den Menschen um uns herum.

Denn wir sind nicht losgelöst von der Welt.

  • Hast du dir ausgesucht, in welche Familie du hineingeboren wurdest?
  • Oder wie du deine Frau oder deinen Mann kennengelernt hast?
  • Wie du deinen Beruf gewählt hast?
  • Oder dich in der letzten Besprechung verhalten hast?

Die Neurowissenschaften und die Verhaltensökonomie zeigen dazu noch, dass wir in hohem Maße beeinflussbar sind. Durch Biases, psychologische Tricks und unsere genetischen Denkmuster.

Wenn Menschen erkennen, sind 80% der Veränderungsmiete bezahlt.

Wenn ihr also (an)erkennt, dass euer Denken und Handeln vorgeprägt und beeinflussbar ist, dann ist die erste Reaktion oft Widerstand und es folgen Sätze wie „Dann bin ich ja nur eine Marionette“ oder „Dann bin ich ja für nichts verantwortlich“ oder „Dann muss ich mich ja nicht anstrengen oder ändern“. Fatalismus macht sich breit.

Das ist zu kurz gedacht.

Das wunderbare Paradox des Lebens ist, dass wir beides zugleich sind. Frei und unfrei. Teils „fremdbestimmt“ und doch voll verantwortlich.

Was hat das nun mit Führung zu tun?

Organisationen bestehen aus Entscheidungen. Tausende täglich. Und Entscheidungen sind nur notwendig, wenn es kein Wissen gibt. Jede Entscheidung ist eine Wette auf die Zukunft.

Deshalb ist es die wichtigste Aufgabe von Führungskräften, Entscheidungen zu treffen. Und sei es die Entscheidung, wie entschieden wird. Und dann die Verantwortung für die Konsequenzen zu tragen.

Nehmen wir einmal an, ihr seid in euren Entscheidungen nicht „frei“. Vielleicht löst diese Aussage und dieser Beitrag in euch solche Fragen aus.

  • Was beeinflusst eigentlich mein Denken und meine Entscheidungen?
  • Wenn es kein Wissen für die richtige Entscheidung gibt, wie sollten dann Entscheidungen in meinem Team oder in meiner Organisation getroffen werden?
  • Welche Einflüsse haben mich zu dem „Ich“ gemacht, das meine Handlungen auslöst?
  • Wie kann ich besser verstehen, wie leicht ich manipulierbar bin?
  • Wie kann ich besser verstehen, wie ich andere mit bester Intention manipulieren kann?
  • Wie gehe ich in Gespräche, wenn ich weiß, dass ich vieles, was ich sage, nicht kontrollieren kann?

Puh….

Ja, das sind vielleicht anstrengende und irritierende Gedanken. Leider kein Clickbait-Tipp, wie du in fünf Schritten zur perfekten Führungskraft wirst.

Aber es ist die Grundlage dafür, dass du immer besser darin wirst, informierter und bewusster Entscheidungen zu treffen. Langfristig wertvoller für dich und andere zu werden.

Widerstandsfähiger gegen Ideologien, einfache Rezepte, Entweder-oder-Aussagen und Besserwisserei wirst.

Und das hilft nicht nur eurer Wertschöpfung, sondern auch unserer Welt.

PS: Wenn du mehr Input zu den gestellten Fragen haben möchtest, schreibe in die Kommentare, was dich interessiert, und wir werden das gerne vertiefen. Als Text oder vielleicht sogar als Podcast.

Free will – Part 2

As announced in the last newsletter, we are about to go down the rabbit hole.

Are you ready?

In our workshops, we sometimes ask leaders if they are there by choice.

A common response is: „I am here. So I’m here voluntarily. Otherwise I wouldn’t have come.

This statement reveals the sheer endless self-referentiality and arrogance of all our egos.

„We“ think we are the center of the world or our organization. „We“ sit in our heads and think and decide independently of the world outside. Self-determined, free and, of course, usually right.

This illusion causes a lot of pain – in ourselves and in the people around us.

Because we are not detached from the world.

  • Did you choose the family you were born into?
  • Or how you met your wife or husband?
  • What profession you choose?
  • Or how you behaved at your last meeting?

Neuroscience and behavioral economics also show that we are highly susceptible to influence. By biases, psychological tricks, and our genetic thought patterns.

When people recognize this, 80% of the changerate is paid.

So when you realize that your thoughts and actions are predetermined and can be influenced, the first reaction is often resistance, followed by phrases like, „Then I’m just a puppet,“ or „Then I’m not responsible for anything,“ or „Then I don’t have to try or change. Fatalism spreads.

That is too short-sighted.

The wonderful paradox of life is that we are both at the same time. Free and not free. Partly „determined by others“ and yet fully responsible.

What does this have to do with leadership?

Organizations are made up of decisions. Thousands of them every day. And decisions are only necessary in the absence of knowledge. Every decision is a bet on the future.

That is why the most important task of leaders is to make decisions. Even if it is a decision about how to make decisions. And then to take responsibility for the consequences.

Let’s assume that you are not „free“ to make decisions. Perhaps this statement and this article will raise some questions for you.

  • What really influences my thinking and my decisions?
  • If there is no knowledge to make the right decision, how should decisions be made in my team or organization?
  • What influences have shaped me into the „me“ that triggers my actions?
  • How can I better understand how easily I can be manipulated?
  • How can I better understand how I can manipulate others with the best of intentions?
  • How do I approach conversations knowing that I cannot control much of what I say?

Phew…

Yes, these are perhaps exhausting and irritating thoughts. No clickbait tip on how to become the perfect manager in five steps.

But it is a foundation for getting better at making informed and conscious decisions. Become more valuable to yourself and others in the long run.

You will become more resistant to ideologies, simple recipes, either/or statements and know-it-alls.

And that will not only help you create value, but our world as well.

PS: If you would like more input on the questions posed, write in the comments what interests you and we will be happy to explore it further. As a text or maybe even as a podcast.

Dieser Beitrag ist am 20. Juni 2024 erschienen.