Wertschätzend Bewertungen aussprechen.

Image

Wie im letzten Newsletter angekündigt, hier unser erster Take zu diesem heiklen Thema.

Beginnen wir mit zwei grundlegenden Gedanken:

1. Du bist nicht für die Gefühle anderer verantwortlich.

Du hast nicht die geringste Ahnung, wie dein Gegenüber deine Äußerungen interpretiert oder welche Gefühle sie bei ihm auslösen.

Wenn du die Gefühle anderer nicht verletzen willst, ist es notwendig, sich gemeinsam voranzuirren. Denn Kommunikation scheitert meistens.

Es liegt in der (Selbst-)Verantwortung jedes Einzelnen, darauf hinzuweisen, wenn das Gegenüber seine Grenzen überschreitet. „Was du gerade gesagt hast, hat mich verletzt. Jetzt weißt du, dass das eine meiner Grenzen ist. Wie genau hast du das gemeint?“ Wir erklären uns. Wir rechtfertigen uns nicht. Denn: Kommunikation scheitert meistens 😉

Es liegt in der (Selbst-)Verantwortung jedes Einzelnen, zwischen Reiz und Reaktion bewusst innezuhalten. Will ich das, was mir gerade durch den Kopf geht, wirklich so sagen? Was ist mein Gefühl? Was ist mein Bedürfnis? Ist die andere Person wirklich dafür verantwortlich, dass meine Bedürfnisse erfüllt werden? Würde ich in einer oder fünf Minuten dasselbe sagen? Wie wäre es, wenn ich meine spontanen Gedanken aufschreibe und über Nacht ruhen lasse?

In vielen Systemen haben sich Muster eingeschlichen, die es den Menschen nicht möglich machen, sich klar und wertschätzend auszutauschen. Einige trauen sich nicht „Stopp“ zu sagen und andere können nicht anders, als laut und dominant zu sein.

Hier können wieder Werkzeuge helfen. Eine Moderatorin kann eingeladen werden. Oder ein asynchroner Dialog in Runden mit klaren Spielregeln geführt werden. In zweier Dialogen kann abwechselnd gesprochen werden. Es können Pausen gemacht werden.

Wer tiefer eintauchen möchte, warum wir keine Verantwortung für die Gefühle anderer haben, lauscht gerne hier.

2. Deine Absicht zählt.

Im letzten Newsletter haben wir über die Trennung von Persönlichkeit und Verhalten gesprochen.

Unsere Absichten sind entscheidend und mächtig, da meist unbewusst. Die Strategien und Ausdrucksweisen unserer Kommunikation lassen sich hingegen relativ leicht verändern. Hier gibt es viele gute Werkzeuge: radical candor, radical honesty, Gewaltfreie Kommunikation (GFK) und viele mehr.

Überprüfe regelmäßig deine Absichten. Siehst du Menschen grundsätzlich als gut oder schlecht an? Oder gar als weder noch? Ist dein Weltbild endgültig oder in ständiger Veränderung? Welche Muster in dir treiben dich dazu, Dinge zu sagen, die dir selbst nicht gefallen und die du trotzdem irgendwie sagen musst?

In radical honesty gibt es einen schönen Satz: We are all fucked up.

Jeder hat sein Päckchen zu tragen, seine Dämonen zu bändigen, seinen Schmerz zu verarbeiten. Damit sind wir in sehr guter Gesellschaft. Und etwas Leichtigkeit kann hoffentlich Einzug halten.

Und zum Schluss noch ein praktischer Tipp.

Wenn du unangenehme Dinge auf der Beziehungsebene aussprechen möchtest, kann dir dieses Intro helfen, in Verbindung zu kommen:

„Ich möchte dir sagen, welcher Film gerade über dich in meinem Kopf abläuft. Es ist ganz allein mein Film und er hat keinen Anspruch auf Wahrheit. Kannst du mir 10 Minuten in Ruhe zuhören und mir dann sagen, was mein Film bei dir auslöst?“

Diese Eröffnung mag für dich vielleicht etwas merkwürdig klingen. Unsere Einladung ist, sie auszuprobieren.

PS: Lob ist auch eine Bewertung. Mit „Das hast du gut gemacht“ stelle ich mich über den anderen. Ich weiß, was gut oder schlecht ist. Nicht sehr wertschätzend, finden wir.

life is so rich (Scott Galloway)

Expressing valuations appreciatively

As announced in the last newsletter, here is our first take on this thorny issue.

Let’s begin with two basic thoughts:

1. You are not responsible for other people’s feelings.

You don’t have the slightest idea how the other person will interpret your comments or what feelings they will have.

If you don’t want to hurt other people’s feelings, you have to err forward together. Because communication usually fails.

It’s everyone’s responsibility to point out when the other person is overstepping his or her boundaries. „What you just said hurt me. Now you know that’s one of my boundaries. What exactly did you mean?“ We explain – not justify. Because: communication usually fails 😉

It is the (self-)responsibility of each individual to consciously pause between stimulus and reaction. Do I really want to say what’s on my mind? What am I feeling? What is my need? Is the other person really responsible for meeting my needs? Would I say the same thing in one minute or five? What if I wrote down my spontaneous thoughts and let them rest overnight?

In many systems, patterns have crept in that make it impossible for people to communicate clearly and appreciatively. Some don’t dare say „stop“ and others can’t help but be loud and dominant.

Again, tools can help. A facilitator can be invited. Or an asynchronous dialog can be conducted in rounds with clear rules. In dialogues, people can take turns speaking. Pauses can be taken.

2. Your intention counts.

In the last newsletter we talked about the separation of personality and behavior.

Our intentions are crucial and powerful because they are unconscious. The strategies and forms of our communication, on the other hand, are relatively easy to change. There are many good tools for doing so: radical candor, radical honesty (link to podcast Marvin), Nonviolent Communication (NVC), and many more.

Check your intentions regularly. Do you see people as basically good or bad? Or as neither? Is your worldview definitive or constantly changing? What patterns in you drive you to say things you don’t like, but that you somehow need to say anyway?

There is a beautiful phrase in radical honesty: „We are all fucked up.“

Everyone has their own baggage to carry, their own demons to tame, their own pain to deal with. That puts us in very good company. And hopefully some lightness can find its way in.

Finally, a practical tip.

If you want to talk about unpleasant things on a relational level, this intro can help you get in connection:

„I want to tell you what movie is playing in my head about you right now. It’s just my movie, and it doesn’t claim to be true. Can you listen to me quietly for 10 minutes and then tell me what my movie makes you feel?

This opening may sound a little strange to you. Our invitation is to give it a try.

PS: Praise is also an evaluation. When I say, „You did a good job,“ I place myself above the other person. I know what is good or bad. Not very appreciative, we think.

life is so rich (Scott Galloway)

Dieser Beitrag ist am 22. April 2024 erschienen.